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gegen mist in heavyrotation: in abnehmender persönlicher präferenz

schneemann

es begab sich einmal, dass so um die weihnachtszeit, wenn die gärten mit schnee und lichterketten geschmückt sind und es aus den häusern nach kaminfeuern und plätzchen duftet, ein schneemann sich seiner lage bewusst wurde.

dieser schneemann war ein ganz besonders schöner, bei dessen bau sich jemand wirklich mühe gegeben hatte. drei kugeln, die größte natürlich ganz unten und die kleinste gab den kopf, eine karotte als seine lange nase und um den hals trug er sogar einen schal, den die menschen nicht mehr brauchten. zwei stecken dienten als seine arme und aus kohlestücken waren seine zwei schwarze augen und sein mund, der tagsüber immer lächelte.

jetzt aber lächelte er nicht, denn als er durch das fenster das bunte treiben der menschenfamilie sah und wie sie sich aneinander erfreuten musste er feststellen, dass er der einzige schneemann in seinem garten war. er war allein und keine anderen schneeleute waren weit und breit zu sehen.

"so gefällt mir das nicht", dachte der schneemann, "dann muss ich eben in den nachbarsgärten suchen." sprachs und verliess seinen platz, den er noch nie verlassen hatte seit er gebaut wurde. schnell war er im garten nebenan, aber hier war der schnee völlig unberührt, auch hier gab es keine schneeleute. so ging er in den nächsten garten und in den nächsten, immer weiter, die halbe nacht lang, bis er plötzlich ein stück entfernt den typischen umriss erkennen konnte, wie nur schneeleute ihn haben.

schnell war er dort und sagte "hallo gefährte", ohne eine antwort zu bekommen. da der schneemann noch dachte, er sei von hinten an seinen neuen gefährten herangekommen, ging er um ihn herum und musste feststellen, warum er keine antwort bekommen hatte: anscheinend hatte die erbauer die lust verlassen, dann alles was da stand waren drei aufeinander getürmte schneebälle, ohne gesicht und arme, ohne eine karotte als nase und ohne einen schal um den hals, wie sich das für schneeleute gehören würde.

der schneemann war nun sehr traurig und wollte schon wieder nach hause in seinen eigenen garten gehen. aber er wünschte sich so sehr nicht mehr alleine zu sein, dass er beschloss, dem halben schneemann zu helfen. er sagte sich: "ein jeder schneemann braucht doch stecken als arme, wie soll er sich sonst auch seinen schal binden und sich an seiner karotte kratzen können." da er aber in dem ganzen garten nur kleine büsche fand, die nicht die richtigen äste für schneemannarme geben konnten, nahm er seinen rechten steckenarm, der schon immer etwas zu lang war, brach ihn auseinander und hatte so zwei arme daraus gemacht, die er seinen gefährten in die seite steckte.

doch noch immer war dieser nicht mehr als drei stumme aufeinander getürmte schneekugeln. "na klar", sagte sich der schneemann, "warum sollte er auch ins leben kommen, wenn er ohne einen schal frieren würde und ohne eine karottennase nicht die festlichen düfte aus den häusern der menschen riechen kann." sprachs und band ihm mit seinem verbliebenem arm seinen alten schal um. danach nahm er die karotte aus seinem gesicht und steckte sie seinem zukünftigen gefährten in das gesicht.

aber er wollte noch immer nicht zu leben beginnen. der schneemann überlegte hin und her, bis er schließlich rief: "aber klar, ihm fehlt doch das wichtigste! warum sollte er denn ins leben kommen, wenn er keinen mund zum lachen hat und keine augen, um zu sehen wie schön die verschneiten gärten in der nacht im mondlicht leuchten!" voller eifer nahm er also die kohlestücke, die sein mund und seine augen waren, um sie seinem gefährten als gesicht dienen zu lassen.

und endlich erwachte der schneemann zum leben. zum ersten mal reckte und streckte er seine neuen glieder, musste nicht frieren dank seines schals und roch zum ersten mal den plätzchduft aus den hell erleuchteten häusern.

doch alles was er mit seinen neuen augen sehen konnte war ein leerer garten, wo irgendjemand drei schneekugeln aufeinander getürmt hatte.

alles auf anfang

vielleicht klappt es ja dieses mal.

steh auf und folge mir

steh auf und folge mir, springe nicht sondern stoße dich ab, fliege, flüchte, folge, vergiss was war, komm mit, aus dem alltag, raus, höher, schneller, schau zurück, das haus, in dem du lebst, es wird kleiner, wird eines von vielen, deine stadt, hell erleuchtet in dieser nacht, siehst immer mehr von ihr, steigst höher, die lichter rücken zusammen, werden eins, neue lichter, neue städte tauchen am flüchtenden horizont auf, man kann so weit sehen? die luft um dich wird klarer, freier, kälter aber dich friert es nicht, sondern du steigst weiter, unbeirrt, blickst wieder nach vorne, siehst die wolken, die bollwerke deiner welt oder waren sie doch nur die wächter deines gefängnisses? doch es ist egal, du tauchst in sie ein, sie sind naß und kalt, aber schon bald hast du sie hinter dir, vergessen, vergangenheit, schaust auf sie zurück, die sie die unüberwindlichen waren für so lange, fliegst weiter, kannst deine ganze welt sehen, riesig, groß, immer kleiner, war das alles? du drehst deine blicke davon weg, nach vorne und erschrickst.

denn du bist frei, frei, frei im raum der alles ist, der keine grenzen kennt, keine zeit, kein oben, kein unten, kein falsch, kein richtig, kein nah, kein fern, der einfach ist. du siehst die sterne, milliarden, wer hat sie geschaffen, was war vor ihnen was wird nach ihnen sein? du siehst die sonne, du hast sie jeden tag gesehen, aber jetzt siehst du sieh als einen der sterne, mehr nicht, nicht weniger, du beginnst zu begreifen, aber wir haben noch einen langen weg.

die reise geht weiter, schneller ohne dass du es merkst, vor dir der mond, größer werdend, mächtig, doch schon vorbei, schneller, schon siehst du ihn nicht mehr. es kommen größere planeten, so schnell, du tauchst einfach durch sie hindurch, wirst immer noch schneller, nie hat sie jemand vor dir so gesehen, aber sie sind doch nur blitze in deiner wahrnehmung, so kurz, sind sie geschehen? noch immer wirst du schneller, lässt alles hinter dir, planeten, galaxien, es sind so viele, alles wird kleiner, immer kleiner wie die lichter deiner stadt, doch es kommen keine anderen lichter mehr, alles ist nur noch ein kleiner heller punkt doch du hältst nicht an, fliegst weiter, weiter.

der helle punkt ist weg, es ist schwarz um dich, so schwarz, dunkel, es ist eine wand, die dich bedrängt, einengt, doch jetzt weißt du es besser, du weißt es, es ist keine enge, es ist der raum in dem alles ist, der keine grenze kennt.
und du schließt die augen, siehst das schwarz, das dunkel, das du immer siehst wenn du sie schließt, aber diesmal weißt du, was es wirklich ist.

wir sind da.







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Zuletzt aktualisiert: 26. Okt, 15:52


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